Technokultur: Wie alles begann

Die elektronische Musik steht an der Spitze des Techno-Genres, dessen rhythmische, monotone Struktur oder sphärischer Klang an alte Stammesriten erinnert. Auch hier spielen Tanz und Euphorie eine große Rolle. In ihrer Abstraktheit lässt die überwiegend text- und teilweise melodielose Musik eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten zu. Die Techno-Szene verstand sich von Anfang an als eine wohlwollende Bewegung, die Toleranz und Akzeptanz sowie Hedonismus in den Vordergrund stellte: eine vielfältige Gruppe von Menschen, die durch die gemeinsame Leidenschaft für die Musik vereint wurde. Viele Veranstaltungen, wie der “Summer of Love” oder das “Woodstock Festival”, die “Silvester Techno Party 2021“, orientierten sich an der Hippie-Bewegung. Die Love Parade war unter anderem die Geburtsstunde des Mottos.

Zu den frühen Feiern gehörten unter anderem Schutzanzüge oder orangefarbene Warnwesten, Trillerpfeifen, Gas- und Atemschutzmasken. Das Tragen von Schnullern, oft in Verbindung mit weißen Handschuhen oder Leuchtstäben, war ein weiterer beliebter Look.

30 jahre techno berlin
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Gestaltung von Techno-Musik

Nach der Übernahme zahlreicher visueller Elemente aus älteren Musikszenen (so orientierte sich die Gestaltung von Techno-Compilations und -Alben häufig an House und der “Working Class”-Ästhetik der EBM-Szene) entwickelte die Techno-Kultur ab etwa 1991 allmählich eine eigene visuelle Sprache, vor allem im Bereich des Grafikdesigns, die sich schnell auf andere Kulturbereiche ausbreitete und das Entstehen einer eigenen Techno-Kunst erzwang. Die Herstellung szeneeigener Flyer, d.h. “Programmzettel”, meist im A6-Format, die der Ankündigung von Techno-Veranstaltungen in den Techno-Clubs dienen, ist der Ausgangspunkt dieser Kunstform.

Diese Flyer wurden anfangs mit einer Vielzahl von seltsamen Motiven bedruckt, doch mit der Zeit bildete sich ein eigener Stil mit eigenen Schriften heraus. Teure Computeranimationen mit charakteristisch synthetischen Farben (z. B. grelle Neontöne) waren zunächst beliebt, ebenso wie Schriften mit kantigen, ähnlich techno-“computerähnlichen” Designs. Gleichzeitig entwickelte sich ein minimalistischer Stil, bei dem grafische Komponenten auf ein Minimum reduziert und nur zwei- oder dreifarbige Designs verwendet wurden; die in dieser Bewegung verwendeten Schriften waren ähnlich simpel wie bei den früheren Maschinen.

Hardcore-Techno-Abteilung

Es gab auch Bewegungen, die sehr ausgeprägte Designstile etablierten, wie z. B. die Hardcore-Techno-Sparte, die vom “psychedelischen” Design der 1960er Jahre beeinflusst war, oder die Psytrance-Bewegung, die von der Gestaltung von Horrorfilm-Plakaten und dem Horror-Comic-Bereich beeinflusst war. Ab etwa 1995 explodierten jedoch die ästhetischen Formen im Techno-Design; außerdem wurden zunehmend “Retro”-Aspekte verwendet, die an frühere Epochen anknüpften, so dass der Techno-Stil häufig am Design erkennbar ist.

Acid-Techno und Free-Techno-Veranstaltungen sind in der Regel durch minimalistische, schwarz-weiße Designs gekennzeichnet, während Hard-Techno und Schranz-Veranstaltungen in der Regel durch aufwendige und futuristische Flyer mit Farben und Science-Fiction-ähnlichen Designelementen sowie manchmal auch Fotos von Models oder DJs gekennzeichnet sind. In der Goa-Szene werden häufig indische Motive und psychedelische Muster verwendet.

Techno-Veranstaltungen

Tanzveranstaltungen (Partys: Partys in Clubs, Open-Air-Partys, Spontanpartys, Raves usw.) sind aufgrund der zentralen Bedeutung von Ekstase und Tanz in der Techno-Kultur zu den typischsten Veranstaltungsformen der Techno-Szene geworden.

Im Vergleich zu anderen jungen Musikkulturen spielt das Konzert als Event in der Techno-Szene eine untergeordnete Rolle: Partys an trostlosen Orten mit düsterem Ambiente, Industriecharakter und begrenzter Möblierung, wie z. B. in dunklen Höhlen, verlassenen Lagerhallen und alten Fabrikgeländen, werden in der Regel mit den Ursprüngen der Techno-Bewegung verbunden.

Techno-Clubs

Techno-Clubs oder einfach “Clubs” sind die Bezeichnungen für die Veranstaltungsorte. Zum ersten Mal wurden verschiedene Musiken in den gleichen Rhythmus gebracht und von einem DJ zusammengemischt, anstatt nacheinander gespielt zu werden. Die Clubs werden häufig nach der früheren Nutzung der Räumlichkeiten benannt, wie z. B. (die Tresorräume des Kaufhauses Tresor) Aufgrund der sich wiederholenden Musik und des Drogenkonsums sind Techno-Konzerte auffallend mit ethnischen Trance- und Tanzriten vergleichbar. Im Vergleich zu normalen Diskotheken dauern die Partys länger und sind extravaganter.

So entstanden sogenannte Afterhour-Events, die nach der Hauptparty begannen und besucht wurden, um die Nacht ausklingen zu lassen oder noch weiter auszudehnen. Mitdem rasanten Aufstieg der Szene häuften sich riesige Einzelveranstaltungen, sogenannte Raves, wie die Mayday, die Nature One auf der Raketenbasis Pydna bei Kastellaun oder das Timewarp in Mannheim.Bei der Bewertung dieser Veranstaltungen gibt es in der mittlerweile umfangreichen Techno-Szene die unterschiedlichsten Sichtweisen.

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